Als ich vor etwas mehr als zwanzig Jahren als kleiner Junge mit dem Angeln begann, konnte niemand ahnen, dass es einmal ein so großer Bestandteil meines Lebens werden wird. Ich hatte das Glück in einer vom Wasser geprägten Landschaft aufzuwachsen, der Uckermark. Von kleinen Tümpeln bis hin zu Hunderten von Hektar großen Seen kann man dort alles vorfinden. Die großen Gewässer befinden sich meist in der Hand von Berufsfischern während die kleineren eher dem DAV angehören.
Ausnahmen bestätigen jedoch auch hier die Regel. Karten sind so gut wie überall erhältlich. Mit den meisten Fischern kann man über Preise und Möglichkeiten reden. Und nebenbei erwähnt: in den zwanzig Jahren meines Anglerdaseins hatte ich genau einmal das Glück Zielperson einer Kontrolle zu werden! Einschränkungen und Verbote halten sich sehr in Grenzen. Nur mit wichtigen Grünen hat man hin und wieder etwas Stress. Oftmals saßen wir tagelang an Gewässern im Wald ohne das ein Mensch zu sehen war (bei etwa 400 Seen kein Wunder).
Viele Gewässer die einen guten Karpfen und Amur Bestand beherrbergen
Dem Karpfenangler öffnen sich hier unglaubliche Wege, die ich über all die Jahre hinweg zum Teil selber gehen durfte. Eine Vielzahl von Seen war zu DDR Zeiten tabu, da sie als Intensiv- oder Produktionsgewässer genutzt wurden. Der Karpfen war Fisch Nummer 1 in so gut wie allen von ihnen, so dass etliche Gewässer über einen guten Altbestand verfügen. Da mich jedoch Beruf und viele andere Sachen zeitweise sehr eingespannt haben, blieb meist nur wenig Zeit Herr der Lage zu werden. Noch dazu kommt, dass auch in der Uckermark das Prinzip der Geheimhaltung stark praktiziert wird. Wenn man alles selber herausfinden muss braucht man hier eigentlich zwei Leben. Das fängt mit der Location an und hört auf mit dem Befischen an verschiedenen Stellen. Aber ich hatte dort gute Freunde, ob Carphunter oder nicht.
Ein Boot ist an fast allen der Seen ein Muss (!), wenn man nicht zu sehr eingeschränkt Fischen möchte. Einige Meter breite Schilfgürtel, Seerosenteppiche oder einfach komplett zugewachsene Ufervegetation machen dem Angler nahezu überall das Leben schwer.
Da das Ruten raus schleppen, außer neuerdings an DAV- Seen (Dank neuer Gewässerordnung), nirgends ein Problem mehr ist, gibt es beinahe grenzenlose Möglichkeiten. Die ersten Jahre tat ich das leider Gottes noch mit eigener Kraft und wenn sich dann so ein toller Schwarm von Grasern oder Weißfischen auf dem Platz breit gemacht hat, hatte man am Ende Arme wie Poppey.
In nur einer Nacht habe ich es geschafft 18(!!!!) Mal 300 Meter hin und zurück zu rudern, aber es war geil! Wenn man bedenkt, dass ich vorher sechs Wochenenden abgeblankt habe und noch mal drei weitere Wochen vergingen bis der erste Spiegler auf der Matte lag, war es schon Wahnsinn.
Wenn man sich ab und an den Vereinsseen widmet, darf man sich über einen guten Bestand an Fischen in allen Größen freuen. An jenen Gewässern habe auch ich sehr klein angefangen bis ich mich durch Zuwachs an Erfahrungen an 100+mehr Hektar große Seen getraut habe. Zum Thema anfüttern kann ich nur eins sagen und zwar das ich oft erstaunt war wie schnell und vor allem wie viel Weisfischschwärme vom Platz abräumen können. Um die Karpfen erst einmal auf den Futterplatz aufmerksam zu machen zog ich große Mengen gekochten Mais anfangs vor. Wenn sich Karpfen einstellten fütterte ich fast nur noch Boilies und ein zwei Hände Mais dazu. Aber das Füttern sollte auch hier wie überall den Umständen entsprechend angepaßt werden. Letzten Endes hat jeder seine eigene Meinung zu dieser Thematik und das ist gut so.
Vielleicht trifft man sich ja mal im größten Landkreis Deutschlands, der Uckermark, oder unternimmt zusammen einen Trip dorthin. Meine Frau und ich werden in Zukunft leider auch nur Gäste in der Uckermark sein (durch berufsbedingten Umzug nach Baden-Württemberg), doch wir hoffen, so oft wie möglich dort ein paar Tage zu verbringen. Die nächste Herausforderung in unserer neuen Heimat habe ich bereits entdeckt: den Neckar! Dank der Hilfe von Tomi P. , der mich hier freundlich begrüßt und viel unterstützt hat (erlebt man nicht überall oder besser eher selten), sehe ich dem sehr positiv entgegen.
Über Fischgewichte habe ich bewusst nichts geschrieben. PS: es gibt richtig dicke und schöne. Und vor allem: viele! Man muss nur wissen, wo!
MFG and BIG CARP
Stefan Reichert