Nun sind zwei Jahre vergangen, zwei anstrengende Jahre an einem sehr schwierigen Gewässer. In diesen zwei Jahren mit vielen Rückschlägen und wenigen Erfolgen, konnte ich sehr viele wichtige Erfahrungen machen, welche ich nicht mehr Missen will. Aber nun zum Beginn, es ist Ende 2008, eine erfolgreiche Saison neigt sich dem Ende zu, und schön langsam legt sich Eis über die Seen…. Die Vorbereitungen für die kommende Saison beginnen langsam, aber sicher… Wir, mein Angelpartner und Freund Heinz Jezek (alias Henk) und meine Wenigkeit suchten nach einem Jahreskartengewässer, das mindestens 20 Hektar an Fläche bietet, die Verwendung eines Bootes erlaubt ist und welches nur wenig beangelt wird…. Viele von euch werden jetzt denken, ja so was suche ich auch schon lange…..:-) Nach nicht allzu langer suche wurden wir in der Südsteiermark/Österreich fündig, eine Schottergrube mit ca. 50 Hektar erregte unser Aufmerksamkeit…. Nach einigen Recherchen waren wir uns einig, das Richtige gefunden zu haben…. Eines war uns von Anfang an klar, es wird sehr schwierig diesem Gewässer den einen oder anderen Karpfen zu entlocken. Wir hatten wenige Informationen, nur eines war uns bekannt, dieser See hatte einen spärlichen Karpfenbestand.


Der sich aus einzigartigen Exemplaren zusammensetzt, Fully Scales, Zeiler, Spieglern mit Wunderschönen Schuppenbildern und einigen Schuppenkarpfen. Es werden nach unseren Schätzungen und später Folgenden Doppelfängen etwa 50-70 Karpfen auf 50 Hektar ihre Bahnen ziehen. Etwa zwei Drittel des Gewässers sind bis zu Wasseroberfläche verkrautet, welches noch zusätzlich mit Dreickantern übersäät ist. Ein Paradies für unsere Freunde, Anglerisch eine schwere Aufgabe, wie es sich in der Zukunft zeigen wird… Das Wasser an diesem von uns ausgewähltem Gewässer ist Kristallklar, welches ein Perfektes Ablegen mit Hilfe eines Aquaskops bis in Tiefen von über sechs Metern ermöglicht. Somit ist es Möglich, den Köder bestmöglich zu Präsentieren, ohne das Risiko einzugehen, das sich die Montage verhädert oder sich im Kraut verhakt. Ein Aquaskop kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, um ca. 50€ ist es im Fachhandel erhältlich. Für mich ist es ein fast unentbehrliches Hilfsmittel geworden. Zu beginn Verwendete ich Rigs mit einer Länge von etwa 20cm, meist aus weichem geflochtenem Vorfachmaterial wie dem Armabraid von PB Products in 25 Ib. Weiters bestand meine Montage aus etwa 1.50 Meter langem Leadcore mit Safty Bolt Clip, wobei ich den Clip fast zur Gänze abgezwickt habe. Dies erfüllt den Zweck, dass sich im Falle des Bisses das Blei beziehungsweise die von uns verwendeten Steine anstatt der Bleie lösen können. Somit konnten wir die Fische auch im Dichtesten Kraut sicher landen. Das Eis beginnt schön langsam das Wasser wieder frei zu geben, und wir stehen für die erste Session bereit…. Anfang März, 3° Wassertemperatur, Randeis, die widrigsten Bedingungen für die erste Session an diesem Gewässer. Vorwiegend sind wir ohne jeglichen Erfolgsgedanken ans Wasser gekommen, im Vordergrund stand eigentlich die Erkundung des Gewässers. Nach den ersten Erkundungsfahrten mit dem Echo und der Unterwasserkamera wurde uns klar, dass es nicht schwierig ist einen Hot-Spot zu finden, sondern den Richtigen Spot aus vielen auszuwählen. Ich entschied mich, zwei wunderschöne Plauteus welche mit Kraut umrandet waren sowie die Uferkante zu befischen. Die vierte Rute legte ich am Rand einer großen Sandbank ab. Henk legte seine Ruten auf sehr ähnlichen Spots. In der ersten Nacht konnten wir drei Brassen landen, welche ein Durchschnittsgewicht von vier Kilo hatten…..Wir beide staunten nicht schlecht, keiner von uns hatte jemals solche Brassen gefangen, Die zweite Nacht brach über den See herein, ein zaghafter Fallbiss an Henks Rute erregte unsere Aufmerksamkeit. Zuerst dachten wir erneut an eine Brasse, jedoch fand sich nach kurzem Drill der erste Karpfen des Jahres an diesem Gewässer im Kescher ein. Wir konnten es Anfangs kaum realisieren, die Freude ist kaum zu beschreiben. Viele von euch werden dies schon erlebt haben, einfach Wahnsinn. Die folgenden zwei Nächte brachten keine weiteren Aktionen…. Voller Motivation verbrachten wir quasi den restlichen März und April am See, sofern es die Arbeit zuließ, aber mindestens vier Nächte in der Woche. Doch schnell holte uns die Realität zurück auf den Boden der Tatsachen, nichts geht mehr. Wir stellten unsere Montagen um, da wir einige Male Fische sahen und wir davon überzeugt waren, dass die Fische mit etwas Abstand vom Grund fraßen. Somit war eine Alternative gefragt. Schlussendlich änderten wir unser Endgame radikal. Zum einem wurde das Leadcore durch einer Dicken Monofilen Schlagschnur ersetzt. Hierbei setzte ich auf die PB Shield, welche sehr geschmeidig und abriebsfest ist. Zum anderen setzten wir vermehrt auf längere Rigs um die 50cm. Bei diesen Vorfachlängen war es fast unmöglich weiches Material zu verwenden, da dieses kaum Verhederungsfrei abzulegen ist. Aus diesem Grund Griffen wir auf Flurocarbon und sehr steife Ummantelte Vorfächer zurück. Diese ermöglichten ein Einwandfreies ablegen und waren am Grund kaum erkennbar. Mittlerweile ist das es Mitte Juni, ich konnte außer einigen rekordverdächtigen Brassen nichts Nennenswertes verbuchen, jedoch konnte mein Freund in dieser Zeit noch einig weitere schöne Karpfen landen. Im August stand eine 14 Tägige Session vor der Tür, welche jedoch Aufgrund von Wetterkapriolen (Sturm, Hagel) sowie hunderten Badegästen (an einem Gewässer, an dem Baden eigentlich strengstens verboten ist) ein frühes Ende hatte. Die Tage und Nächte wurde langsam kühler, der Herbst zog ins Land. Dieser hielt meine Hoffnungen aufrechterhielt, doch noch einen Karpfen zum Landgang zu überreden…. Wie jedoch kaum anders zu erwarten, wurde mir auch hier ein Strich durch die Rechnung gemacht, Hunderte Blässhühner bevölkerten den See, somit wurde ein gezieltes Angeln unmöglich. Dadurch war meine Saison schon recht früh Ende Oktober zu Ende, da bei mir der Typische Herbststress in meinen beiden Berufen wie erwartet eintrat. Zum einen in der Baubranche als Spengler und Dachdecker, zum andern in meinem zweiten Beruf als Veranstaltungstechniker, da die Ballsaison in den Startlöchern stand. Das Resume aus dem ersten Jahr war ernüchternd, 92 Nächte und kein einziger Karpfenbiss…Mein Freund konnte einige Fische landen, obwohl wir dieselben Spots mit denselben Ködern beangelten, ging ich leider leer aus, that´s life….Aber keinem anderen Vergönne ich es so wie dir, Big Brother… Aber nichts desto trotz, ich musste einfach einen Fisch in diesem Gewässer überlisten, somit nahmen wir uns erneut die Jahreskarte, und nach einem viel zu langem Winter startet nun die Saison endlich Anfang April. Auch dieses Jahr habe ich wieder vor, die Fische quasi auszusitzen, sprich am Tag arbeiten und die Nacht am See zu verbringen… Folgender Tagesablauf wurde zur Routine, 5.30 Uhr Tagwache, Ruten reinholen, 45km in die Arbeit fahren, 6.30 Uhr Arbeitsbeginn bis ca. 17.30 Uhr, wieder 45km an den See, vier Ruten perfekt mit Hilfe von GPS, Aquaskops, Taucherbrille und Unterwasserkamera ablegen, was durchaus einiges an Zeit in Anspruch nimmt, gegen 22.30 Uhr wieder ab auf die Liege…. Wenn ihr euch jetzt die Frage stellt, ob ich mein Tackle den ganzen Tag unbeaufsichtigt gelassen habe, nein, Henk ist Türsteher und hat daher jede Woche Sonntag bis Mittwoch bzw. Donnerstag frei. Ich kann mir im Optimalfall (also doch eher selten) jeden zweiten Freitag frei nehmen, und somit immer 8 Tage bzw. Nächte am Wasser bleiben…. In dem Vergangenen Jahr hat sich herausgestellt, das die Fische hauptsächlich am späten Morgen bis zu den frühen Mittagsstunden aktiv sind, somit bin ich in der Hauptfressphase der Fische leider nicht am Wasser, was durchaus die Erfolglosigkeit von mir begründen könnte. So neues Jahr, neues Glück. Jedoch beginnt es gleich, wie das alte geendet hat, zehn Tage blank mit 8 Ruten. In dieser Saison setzte ich vermehrt auf das Frühjahr, bzw. auf die Zeit kurz vor dem Laichen, wo sich der Großteil des Fischbestandes auf etwa 8 Hektar einfindet. Es war Anfang Mai und ich verbrachte bereits meine siebente Nacht in dieser Zone des Gewässers. Samstagmittags bekam ich sporadisch besuch von meinem Team Partner und Freund Marco Puntigam. Ich hatte das Vergnügen im April 2009 bei der Fish-In in Wundschuh Tomislav Popovic und seine Produkte kennen zu lernen. Marco stand bereits im engen Kontakt mit Tomi. Somit kamen wir ins Gespräch und ich wollte mehr über seine Produkte erfahren. Geraume Zeit und Erfahrungen später, wurde das TK Elite Carp Team Austria gegründet. Wir verbrachten einen wunderschönen Mainachmittag gemeinsam am See, wie es dunkel wurde verließ er mich mit den Worten, melde dich wenn du was gefangen hast, ich komme zum Fotografieren! Es muss gegen 4.30 Uhr gewesen sein, als mein Rechter Delkim lautstark um Hilfe schrie. Routiniert nahm ich die Rute ab und fuhr dem Fisch mit dem Boot entgegen. Nach kurzem Drill konnte ich den Fisch sicher mitten in einem großem Krautfeld landen. Einen Augenblick verweilte ich regungslos im Boot, die Stille der Nacht umgab mich. Langsam realisierte ich, das ich meinen ersten Karpfen an diesem Gewässer gefangen hatte. Im schein der Kopflampe konnte ich einen wunderschönen Spiegelkarpfen in meinen Kescher erkennen. Mit Freudentränen in den Augen führ ich ans Ufer und versorgte den Fisch. So Zigarette anzünden, Chair aufstellen, Handy ans Ohr… Marco, ich hab einen, schrie ich ins Telefon… Der hielt Wort und war kurze Zeit später bei mir am See um die Fotos zu machen. Hier nochmals DANKE Marco! Eine große Last fiel mir von den Schultern, auf einmal war alles etwas einfacher, so kam mir es auf alle Fälle vor. Leider konnte ich nicht wie geplant den ganzen Mai am Wasser bleiben, somit entgingen mir die interessantesten Tage des Jahres. Anfang Juni konnte ich noch einen Nachzügler abfangen. Endlich hat sich der enorme Aufwand bezahlt gemacht, ein wunderschöner Schuppi fand nach dem Spiegler den Weg in meinen Kescher. Beide Fische konnte ich auf einen Kombiköder aus zwei Maiskörnern in Verbindung mit einem pinken Fluro Pop up gedippt in Amino Bait Booster Liquid Nutcream von Baits of Glory überlisten. Weiters konnte ich in dieser Session noch eine Wunderschöne Schleie mit über vier Kilo fangen, welche einen Snowman aus einer 20mm Crafi Gammus und einem 16mm neutralem Fluo Pop up in der Farbe Weiß ebenfalls von Baits of Glory nicht widerstehen konnte. (Bild12) War nun der Bann gebrochen? Höchst motiviert ging ich an die weiteren Sessions heran. Es sollte aber bei den beiden Fischen bleiben, sämtliche Anstrengungen im Restlichen Jahr blieben unbelohnt. Mittlerweile liegt bereits Schnee in ganz Österreich und meine Saison ist leider aus Beruflichen Gründen viel zu früh zu Ende, somit beginnt das ganze Spiel aufs Neue. Alle Misserfolge und Strapazen sind vergessen, wenn ich mir die Fotos meiner beiden Fische ansehe, dieses Gewässer hat mich in seinen Bann gezogen und früher oder später werde ich auch dort konstant Fische fangen… All denjenigen, die ein solches Gewässer befischen kann ich nur den Rat mitgeben, glaub an das was ihr tut, habt vertrauen in eure Köder und Montagen, und das Wichtigste, verliert nicht die Freude an eurem Hobby. Zeitweise muss man etwas Abstand gewinnen und vielleicht auf ein anderes Gewässer ausweichen, um wieder voller Motivation an die Sache heranzugehen. Eins steht für mich fest, ich werde auch in der kommenden Saison am Ufer dieses Sees sitzen, und jede Freie Minute versuchen, dieses Gewässer zu entschlüsseln…. Früher oder später werde ich auch hier konstant Fische fangen, davon bin ich überzeugt!
Michael Schinnerl,
TK-Elite Carp Team Austria