Cerkniško Jezero (Cerknica See) ist, das kann man ruhig sagen, ein richtiges Naturphänomen in Slowenien und auch in der Welt. Es handelt sich nämlich um ein ziemlich merkwürdiges Naturereignis, wo der See in den dürren Sommerzeiten fast austrocknet. Nach dem niederschlagsreichen Frühjahr, wo sich der See mit dem Wasser auffüllt und das Wasser sogar das Ufer überläuft, hat der See eine Fläche von über 200ha.

Bizarre Landschaft - Der Gewässergrund von Cerkniško Jezero, mit seinen Kratern oder von Einheimischen genannte "Sifoni".

In dieser Zeit besteht die Gefahr, daß wegen zu hohem Wasserstand der Zugang zu den Angelplätzen fast unmöglich ist. Ab Juni fängt dann die regenlose Zeit mit sehr hohen Temperaturen an. Dann fangen die Krater (oder „Sifoni“, wie sie hier genannt werden), die sich am Wassergrund befinden, mit der Arbeit an und verschlucken regelrecht das Wasser und den Fisch. In der Zeit, wo der Wasserstand so schnell fällt, zeigt sich die erste freie Wassergrundfläche und die Angler aus den Angelvereinen, denen der See gehört treten auf die Szene. Organisiert und mit großen Netzen versuchen sie möglichst viele Fische zu retten. Aus fast ausgetrockneten Kratern werden die Fische in den wasserreichen Seeteil umgesetzt.

Angler aus lokalen Angelvereinen bei der Rettungsaktion von Fischen

In der Trockenzeit verliert der See über 60% seiner eigenen Wasserfläche. Ein Wunder das bisschen Wasser was übrig bleibt, reicht dem Großteil des Fischbestands und vor allem die große Exemplare von Karpfen, Amurs, Schleien und Waller überleben bis zur nächsten „Füllung“. Trotz allem beherbergt der See eine sehr gute Anzahl an Cypriniden und Weißfischarten. Der See ist zum Angeln von 1. Juli bis Dezember (oder bis das Wasser wieder das Ufer übertritt) geöffnet. Es ist erlaubt nur mit einer Rute und nur tagsüber zu Angeln. Wir Karpfenangler Sloweniens, hoffen dass sehr bald eine Fischereigesetzesänderung kommt und dass wir wie alle andere Angelkollegen aus Europa, mit drei Ruten und auch nachts angeln dürfen. Bei uns in Slowenien ist moderne Karpfenangelei in richtiger Expansion seitdem der Tomislav Popović mit seiner Edukationsarbeit auf diesem Gebiet angefangen hat. Er hat durch seine Texte und Auftritte an unseren Messen uns langsam in die Welt des Modern Carping eingeführt. Und genau so, habe ich mit noch ein paar Angelkollegen (Aljoša, Robi, Tomaž, Zema), mit seinem ersten Text, den ich gelesen habe meine Fliege-und Stipprute auf der Seite gelassen.

Cerkniško jzero beim vollem Wasserstand. Drei Ruten auf dem Rod Pod gehören drei Anglern.

Ich befische fast alle Gewässer Sloweniens für die ich Informationen habe, dass die einen guten Karpfenbestand haben, aber trotzdem ist der Cerkniško Jezero mir irgendwie am liebsten, obwohl er einer von den schwierigsten Seen ist. Neben dem Problem mit den Wassermengenschwankungen ist noch eine, der das Fischen schwierig macht. Nämlich am ganzen Ufer gibt es keinen einzigen Baum, wo man in den Sommermonaten Sonnenschutz finden kann. Deswegen ist der Cerkniško Jezero dem Saluresti sehr ähnlich. Die nächste Kneipe ist ganze 10km entfernt, aber zum Glück gilt deren Service höchstes Lob, weil die uns auf Anruf immer ein paar kalte Bierchen oder Pizza mitbringen. So kann man dort überleben.
In diesem Sommer habe ich (sozusagen) die Haken gerade für Cerkniško gespitzt und mein letztes Ziel an diesem See war noch ein paar von denen (für unsere Verhältnisse) Dicken zu fangen. Einziges Problem war nur die richtige Zeit rauszusuchen, weil ich wegen meinem Job nicht immer frei bekommen kann. Ich arbeite in einem favorisierten Angelladen und gerade dann wenn die Fische in guter Fresslaune sind, ist bei uns sehr viel los und schwer ein paar Tagen frei zu bekommen. Aber dieses Mal hat der Chef Verständnis für mein Verlangen gehabt. Es stand nichts im Wege die Sachen (Mixe, Aromen und Fertig-Boilies), die ich von Toma schon vorher bekommen habe mal auch an diesem See zu testen. Am Anfang der Session habe ich schon ein paar schöne Karpfen mit seinen Fertig-Boilies gefangen.
Vor einer Woche hat der Aljoša schon gut gefangen mit Boilies aus TK TBoG Mixe und gleich nach seinem Aktionsende hat mein Angelpartner Alex mit der Futterkampagne gestartet. Statt Boilies aus Yellow Blend Mix mit dem White Chocolate Aroma, was der Aljosa benutzt hat, haben wir uns für Dream Catcher Mix Boilies entschieden.

Aljoša mit einem Schuppen Karpfen aus Cerkniško jezero

Am See sind wir am früheren Vormittag angekommen und es war schon sehr heiß. Mit dabei waren noch mein Sohn David und Angelkollege Alex und Branko. Wir konnten kaum noch erwarten, dass die Montagen im Wasser liegen und wir uns ein kühles Bierchen auf machen (für meinen Sohn Saft natürlich). Auspacken und Ruten platzieren hat nicht so lange gedauert, weil wie schon erwähnt in Slowenien ist Angeln nur mit einer Rute erlaubt. Wir hatten Anti Tangle und Safety Bolt Rig Montage benutzt, mit RH Vice Rig Hook Nr.4, gebunden mit der RH The Edge 2000 von 20lb. Die Ruten waren, logo, RH Dream Maker (Firma, wo ich arbeite ist Vertreter für Rod Hutchinson Products für Slowenien).
Als die Ruten ausgelegt waren und kaltes Getränk durch die Kehle floß, konnte das Abwarten beginnen. Das erste Melden vom Carp Sounder war schon nach knapp zwei Stunden an meiner Rute. Nach zehnminütigem Kampf wurde der erste Karpfen gekeschert. Ich habe ihn im Keschernetz sorgfältig bis an die Abhakmatte getragen und dort gleich mit dem First Aid versorgt. Nach dem Wiegen und der Fotosession wurde der 11,5kg schwere Karpfen ins Wasser zurückgesetzt. Ein guter Anfang abgesehen davon, dass schon Mittag und es sehr heiß war.

Mladen mit schwarz-weissem Spiegler

Wir konnten nicht mal richtig für den ersten Karpfen anstoßen, als sich wieder mein Bissanzeiger gemeldet hat. Im ersten Moment konnte ich es nicht wirklich glauben und ich dachte zuerst, dass das ein Scherz meiner Kollegen ist oder ein anderer Kollege hat mich mit seinen Montagen erwischt. Aber so ein Dauerton kann kein Spaß heißen. Das Bier wurde abgelegt und es folgte ein übermäßiger Anhieb (wegen Adrenalinstoß). Gleich habe ich gespürt, dass am anderen Ende ein guter Kontrahent ist. Der Kampf hat viel länger gedauert und der Fisch hat in der Flucht ein großes Gebiet durcheinander gemacht. Trotz seiner Stärke, wurde auch er gekeschert und auf die Matte gelegt. Die Waage zeigt auf 18kg und in dem Moment wurde mein Personal Best von diesem See gebrochen.

Mein PB von Cerkniško Jezero

Es schien, dass alles stimmt weil zwei so schöne Fische in so kurzer Zeit nicht üblich sind für den Cerknisko Jezero. Und nicht mal auf diesen Fisch konnten wir Anstoßen, weil der Carp Sounder von Alex hat sich gemeldet und kurz darauf stand der Alex mit einem Schuppi von 8kg in den Händen vor der Kamera. Nicht mal eine halbe Stunde verging und der Branko hat sich auch eingetragen in die Fängerliste, mit einem Schuppmann von 7kg. Deren Serie hat noch die nächsten 2,5 Stunden gedauert, wo sie noch ein paar Karpfen bis 9kg landeten.
Diese ganze Serie von Bissen hat nur meinem Sohn nicht ganz gefallen. Er dachte, dass der Papa seine Montage irgendwo in der Pampa, wo sich keine Karpfen befinden, geschleudert hat. Weil ich bis zu diesem Tag immer noch seine Rute ausgeworfen habe, habe ich das noch einmal frisch gemacht. Nur den Köderboilie haben wir gewechselt. Statt einen 18-er, auf das Haar habe ich einen abgeschrumpften 28-er Knödel aufgezogen. Die Rute habe ich ein bisschen näher an meiner Rute angeworfen. Nach zirka 20 Minuten hat David die Chance bekommen sein Können zu beweisen. Für seine 11 Jahre hat er alles gut gemacht und nach kurzer Zeit lag ein schöner 9kg Karpfen auf der Matte. Der Ehrgeiz hat sich gelohnt und seine Laune wurde deutlich besser. Er hat die Momente vor der Kamera und besonderes beim Fischzurücksetzten richtig genossen.

David mit seinem größten Carp aus Cerkniško Jezero

Weil der Köderboilie nicht beschädigt und noch sehr frisch war, habe ich die Rute ohne Köderwechsel neu ausgeworfen. Es war schon Spätnachmittag und wir haben uns entschieden was zu essen. Und wie schon die ganze Zeit vorher, kaum haben wir angefangen was für unsere Magen zu tun, wurden wir vom Dauerton unserer Bissanzeiger „gestört“. Schon wieder hat der CS von David die schönste Melodie aller Karpfenangler gespielt. Nur im Bruchteil einer Sekunde wurde gedacht: „muss es wirklich gerade jetzt sein“, aber dann nix wie ran an die Rute. David war schon an der Rute und ich renne um ihm zu helfen. Der Kampf dauerte etwas länger und die Waage bestätigte, dass es sich um einen bisschen größeren Karpfen handelt. Ein PB Verbesserung für den David mit 11,5kg. Begeisterung und Freude waren nicht zu übersehen. Endlich konnten wir unsere Mahlzeit zu Ende bringen.
Um 19.30 Uhr kommt der Branko auf die Szene und er landete einen Karpfen von 10kg. Und kurz vor Sessionende schreit der Bissanzeiger von David wieder zu Hilfe. David, jetzt als schon erfahrener Carp Hunter macht alles alleine und einen Moment hat er sogar den Fisch und die Rute zu sehr gefordert. Ich habe ihn schon ein paar Mal gewarnt, aber er hat im Feuer des Kampfes seine Drillart durchgesetzt und den Fisch in kürzester Zeit bis zum Kescher geführt. Da hat er aber noch ein paar Fehler gemacht und die Schnur hat nicht ausgehalten. Der Karpfen hat sich kurz vorm Kescher und ohne Fotosession von uns verabschiedet und ist wieder in die Tiefen vom Cerkniscko Jezero eingetaucht. Wir hatten ihn an der Oberfläche schon ein paar Mal gesehen und auf 15kg geschätzt.
Es ist langsam dunkel geworden und wir mussten schon zusammenpacken. Die nächsten zwei Tage konnten das Ergebnis vom ersten Tag nicht verbessern, was uns nicht unzufrieden machte. Wir wussten, dass man nicht jeden Tag die „Sternstunde“ erleben kann. Alle zufrieden fuhren wir nach Hause mit dem Versprechen, dass wir wieder kommen werden. Unsere nächste geplante Aktion war Fischen am Bledsko Jezero in Nordwest-Slowenien, wovon ich auch berichten werde.

Bis dahin, wünsche ich euch schöne und große Fische,
Miki Bogdanović.